Die Nachthexen

SPIEGEL - Reporter Cordt Schnibben über russische Bomberpilotinnen und ihren endlosen Krieg

Dass der Krieg die schönste Zeit ihres Lebens gewesen sei, sagt nicht jede der Damen, auch wenn es vielleicht alle denken. Sie stehen ein Stündchen beieinander, wie jedes Jahr, sie tauschen die Bilder der Urenkel, sie schenken sich Blumen, sie nehmen die Verbeugungen der Verehrer entgegen, sie schimpfen auf die Halbstarken, von denen sie neuerdings als Vaterlandsverräter beschimpft werden, sie streicheln sich die Hände, sie klagen über die Preise, sie erzählen von Toten, sie sagen, unsere Zeit ist vorbei (und lachen dabei), sie küssen sich auf den Mund - und verlassen schnell wieder den Platz vorm Bolschoi-Theater, verschwinden in der Metro und fahren heim, Irina in den Wohnblock der Lomonossow-Universität, Larissa in ihre schöne Dreizimmerwohnung, Natalja in die enge Wohnung ihres Sohnes....Larissa hat immer noch Skrupel, Ausländern allzuviel von ihrem militärischen Intimleben zu erzählen. Viele Details entlockt haben der 75jährigen dennoch die beiden Filmemacherinnen Elizabeth McKay und Sissi Hüetlin, die sie und andere Fliegerinnen zum Reden brachten*...*Der Dokumentarfilm "Die Nachthexen" läuft am 4. September um 12 Uhr bei Premiere.             

Der Spiegel 35/1994

 

Die Rapoports - unsere drei Leben


Der Film über den harmonischen Einklang zweier politisch widersprüchlicher Leben hinterlässt den Zuschauer nicht als Bürokraten seiner vorgefestigten Ansicht über Geschichte und Politik. Liebevoll und zurückhaltend, ganz im Dienst der dargestellten Personen, lässt er die ekstatische Mitgift des Lebens und der Umstände spüren. Virtuos verwebt er das historische Material mit der Gegenwart, die Urteile der Zeitzeugen und Kinder mit dem Selbstbild der Rapoports. Unaufdringlich und sensibel setzt er den Charme seiner Protagonisten frei, gibt er nicht nur das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.  

Adolf Grimme Preis 2005, Begründung der Jury


Die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat die Rapoports zu einem bemerkenswerten Paar gemacht, das die Autorinnen Sissi Hüetlin und Britta Wauer in ihrer feinfühligen Doku merklich bewundern. "Die Rapoports ­ - unsere drei Leben" funktioniert auf dieser emotionalen Ebene ebenso gut wie auf der dokumentarischen: Sinnvoll dosiertes, historisches Bildmaterial und Interviews mit Zeitzeugen und den Kindern runden das knapp einstündige Porträt ab.

Tagesspiegel Ticket, 15.4.2004

Die Filmemacherinnen präsentieren die Erzählungen
des eindrucksvollen Paars mit spürbarer Begeisterung
und viel zeitgeschichtlichem Bildmaterial
- eine abenteuerliche, aberwitzige Lebensgeschichte.  

Der Spiegel 7/2004


Was wir in diesem Film sehen, ist kaum zu glauben. "Drei Leben" haben Inge und Samuel Rapoport geführt, zweimal wurden sie verfolgt und scheinen darüber eins geworden zu sein. "Ich spüre nach wie vor das alte Entzücken, wenn ich ihn sehe, und ich bin immer noch ganz fasziniert von dem Funkeln, das ihn umgibt," sagt Inge Rapoport, die heute mit ihrem Mann in Berlin lebt... Mit spürbarer Bewunderung lassen die Autorinnen Sissi Hüetlin und Britta Wauer die Rapoports ihre Geschichte erzählen, verquicken diese mit historischen Filmaufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und scheuen sich nicht, das anrührende Moment dieser Schicksalsgemeinschaft auch entsprechend musikalisch zu untermalen.

FAZ 11.02.2004


High sein, frei sein, überall dabei sein - Der Hippie Trail

...die Hippie-Trails der späten Sechziger und frühen Siebziger, auf denen erleuchtungswillige junge Westeuropäer in ihren VW-Bussen Richtung Süden und Osten aufbrachen, führten nicht unweigerlich in die Entzauberung der Welt. Der Fünfteiler "High sein, frei sein, überall dabei sein", der die wichtigsten Routen der Glücksritter nach Ibiza und Marokko, nach Afghanistan und Indien nachzeichnet, ist kein Nekrolog auf eine Bewegung geworden. Die Doku-Reihe feiert vielmehr das, was geblieben ist vom "Summer of Love".

02.07.2007 Spiegel online

 

Maximilian Schell - ein sehnsüchtiger Rebell

Ein ganz und gar unaufgeregtes Portrait hat Regisseurin Sissi Hüetlin da über den großen Schauspieler gedreht, was schon deshalb angebracht ist, weil Maximilian Schell kein Mensch für das große Spektakel ist.  Aus Anlass seines 80.Geburtstags am Mittwoch blickt er zurück auf seine Karriere, voller Glück und fast ohne Wehmut, und allein für dieses Bild, wie er da mit Anzug und Schal vor dem elterlichen Hof in Kärnten sitzt, lohnt sich das Zuschauen.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung  48/2010

Die Sternstunde Kunst des Schweizer Fernsehens zeigt vier Tage nach seinem 80. Geburtstag das soeben fertig gestellte Fernsehporträt Maximilian Schells von Sissi Hüetlin. Dieser Film zu und vor allem auch mit Maximilian Schell ist auch ein berührender Rückblick in die Geschichte des 20. Jahrhunderts – und eine anregende Reflexion des Seelenforschers Maximilian Schells über die ewigen Themen der Menschheit.

November/Dezember 2010, SF online